Immer wieder geraten Nahrungsergänzungsmittel in ein schiefes Licht. In vielen Fällen, wie etwa für bestimmte Personengruppen bzw. bei Mangelerscheinungen und Erkrankungen, sind sie aber notwendig und können auch für Gesunde vorbeugend durchaus sinnvoll sein.
Dass der menschliche Organismus Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und eine ganze Reihe anderer Mikronährstoffe, wie etwa sekundäre Pflanzenstoffe, essenzielle Fett- und Aminosäuren, sowie Pro- und Prebiotika für sein klagloses Funktionieren benötigt, ist unbestritten. Da der Körper viele davon nicht selbst bilden kann, müssen sie ihm von außen zugeführt werden. Das geschieht am besten durch eine ausgewogene, möglichst biologische und schonend zubereitete Ernährung. Doch wie aus diversen Ernährungsberichten und Untersuchungen hervorgeht, essen nicht alle Menschen entsprechend gesund und ausgewogen. Daher wird ihr Organismus oft nicht ideal versorgt oder entwickelt gar mit der Zeit Mangelerscheinungen hinsichtlich wichtiger Mikronährstoffe.
Für gesunde Menschen gibt es durchschnittliche Richtwerte – etwa von der Deutschten Gesellschaft für Ernährung – die die normale Funktion des Organismus unterstützen. Der amerikanische Vitaminpapst und Nobelpreisträger Professor Dr. Linus Pauling prägte bereits 1986 den Begriff „orthomolekular“ (was frei übersetzt etwa so viel bedeutet wie die „richtigen Moleküle“ in der richtigen Menge).
So kommt es zum Ungleichgewicht
Bei der Vielfalt unseres Nahrungsangebotes erscheint ein Vitaminmangel in unseren Breiten zunächst eher unwahrscheinlich zu sein. Aus dem Österreichischen Ernährungsbericht 2012 geht hervor, dass die Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen in vielen Fällen ausreichend ist. Bei einigen hingegen zeigte sich eine deutliche Unterversorgung. Zu diesen „Risikonährstoffen“ zählen Vitamin D, Folsäure, Calcium und Jod. Hinzu kommt Eisen bei Schulkindern und Frauen im gebärfähigen Alter (unter 50 Jahren). Grenzwertig ist die Zufuhr von Magnesium bei männlichen Erwachsenen und älteren Menschen sowie zusätzlich die Vitamine A und C und Zink bei älteren Menschen.
In einer Gesellschaft, die an Zeitmangel und Überforderung leidet, muss das ausgewogene Ernährungsprogramm schon mal dem Fast Food weichen. So kann es eben doch immer wieder zur Unterversorgung mit Mikronährstoffen kommen. Jedem leuchtet sofort ein, dass der Lebensstil den Kalorienbedarf beeinflusst: Ein Hochleistungssportler verbrennt mehr als ein Büroangestellter und ein 15- jähriger verbraucht mehr Energie als seine 80-jährige Großmutter. Auch beim Mikronährstoffbedarf sind der Lebensstil, aber auch andere Faktoren wie chronische Krankheiten oder besondere Lebenssituationen (wie etwa Schwangerschaft und Stillzeit) mitbestimmend für den Bedarf an Mikronährstoffen.
Bekannte Risikogruppen sind neben jenen, die sich gewohnheitsmäßig einseitig ernähren (dazu können beispielsweise Vegetarier oder Veganer gehören), auch solche, die häufig Diäten machen, generell an Appetitlosigkeit leiden (z.B. im Alter) oder viele Medikamente einnehmen. Ebenso weisen Raucher und Menschen, die viel Alkohol konsumieren, Defizite auf. Schwangere müssen in Absprache mit ihrem Arzt vor allem auf eine optimale Versorgung mit Folsäure achten, da sonst das Kind ein erhöhtes Risiko für Missbildungen hat.
Was Ernährung abdecken kann
Theoretisch können gesunde Menschen ohne besonderen Bedarf ihre Versorgung mit Mikronährstoffen durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung decken. Ernährungsexperten empfehlen dazu 400 g Gemüse und 250 g Obst am Tag zu essen, außerdem ein bis zweimal in der Woche Fisch zu verzehren (wichtig für die Jod-Aufnahme!) und Vollkornprodukte zu bevorzugen. Dass diese Empfehlungen kaum eingehalten werden, konnte im Österreichischen Ernährungsbericht nachgewiesen werden. Demnach wurden die für Erwachsene empfohlenen Mengen an reichlich zu verzehrenden pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst und Getreideprodukten sowie an Milchprodukten nicht erreicht, während Fleisch und Fleischwaren vor allem von Männern zu viel konsumiert werden.
So erreichten Frauen und Männer bei Gemüse nur je etwa ein und bei Obst zwei Drittel bzw. gut die Hälfte der Empfehlung. Auch der Konsum an Fisch liegt unterhalb der wünschenswerten Menge. Dabei sind gerade Obst und Gemüse wichtige Lieferanten für Vitalstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Da verwundert es auch nicht, dass sehr viele Menschen die Referenzwerte für die Mikronährstoffzufuhr nicht erreichen. Auch wenn daraus nicht immer ein klinischer Vitaminmangel entstehen muss, hat eine schlechte Versorgung mit Vitalstoffen Einfluss auf viele Prozesse im Körper – von der Immunabwehr bis zur Stimmungslage.
Die Dosis ist entscheidend
Ob etwas hilft oder schadet, entscheidet die Menge und die Qualität. Die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel kann aus den bereits oben angeführten Gründen durchaus sinnvoll sein.